15
Die Lage Deutschlands.
(Mitteleuropäische Einheitszeit). Siehe Abb. §10 und die daneben
stehende Tabelle.
Anmerkung: Die Staaten Europas, die sich den Greenwicher Zeitzonen noch nicht an-
geschlossen haben, sondern ihre Einheitszeit nach der Zeit der Landeshauptstadt einrichten, sind
fettgedruckt. Die Ziffer in Klammern gibt an, wieviel die Uhren nach der bett. Zonenzeit zu
früh oder zu spät gehen.
Westeuropäische
Einheitszeit
Meridian von
Greenwich
Großbritan-
nien
Niederlande
Belgien
Frankreich
Portugal
(— 37 Min.)
Spanien
Die Verein. Staaten und Kanada sind in 6 Greenwicher Zeitzonen eingeteilt, für
die folgerichtig der 60., 75., 90., 105., 120. und 135.° w. v. Gr. maßgebend sind. Die Zeiten
haben besondere Namen; die des 60. Grades heißt Atlantische Einheitszeit, die des 75. die Ost»
liche Einheitszeit, die des 90. Zentral-Einheitszeit usw.
6. Der Westpunkt Deutschlands liegt unter 6°, der Ostpunkt unter
23° ö. v. Gr. Zeitunterschied also 68 Minuten. Nachrechnen: 23—6 = 17 mal
4 Minuten.
c) Die Lage Deutschlands zu den angrenzenden Meeren und
Gebirgen.
7. Deutschland hat im Norden und Süden bestimmte Natnrgrenzen; es reicht § 11
vom „Fels zum Meer", von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Von größter
Wichtigkeit ist die Seegrenze (Schutz vor Feinden, Handelsmöglichkeit). Frei-
lich ist unsere Nordseeküste im ganzen für die Schiffahrt sehr ungünstig (Watten-
küste), aber Dollart und Jadebusen, Weser- und Elbmündung gestatten die Ein-
fahrt der größten Seeschiffe, so daß hier die Welthäfen Bremen und Ham-
bürg, der Kriegshafen Wilhelmshaven und der Ende der Wer Jahre außer-
ordentlich erweiterte Emdener Hafen aufblühen konnten. Zur Zeit der Hansa
war die Ostsee am wichtigsten (Grund!), heute ist es die Nordsee (Grund! Deutsch-
land heute die zweitgrößte Handelsmacht der Welt).
8. Im Osten sind die Grenzen Deutschlands ganz, im Westen zum großen Teil
„osfen". Im Westen das Belforter Tor (Burgundische Pforte) zwischen Was-
genwald und Schweizer Jura und das offene Lothringen. Nach Osten wurde die
Mitteleurop. Osteuropäische
Einheitszeit Einheitszeit
15. Grad 30. Grad
östl. von Gr. östl. von Gr.
Schweden Ruhland
Norwegen ( + I1/4 Min.)
Dänemark Rumänien
Deutschland Bulgarien
Luxemburg Ostl. Türkei
die Schweiz Ägypten
Österr.-Ung. Britisch-Süd-
Serbien afrika
Bosnien
Westl. Türkei
Italien
Griechenland
( + 35 Min.)
Kongostaat
Deutsch-Süd-
westafrika
Einheitszeit
des 12v. Grades
östl. von Gr.
(4-3 Stunden der
Greenw. Zeit)
Chiues. Küste
Westliches
Australien
Einheitszeit
des 135. Grades
östl. von Gr.
<->-9 Stunden der
Greenw. Zeit)
Japan
Südaustralien
Einheitszeit
des 15v. Grades
östl. von Gr.
(-<-10 Stundender
Greenw. Zeit)
Ostliches
Australien
Abb. § 10.
Zeitzonen.
I Westeuro-
päische,
Ii Mitteleuro-
päische,
Iii Osteuro-
päische Zeit.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Spanien Kanada Deutschlands Deutschlands Deutschland Ostsee Bremen Deutschlands Lothringen Schweden Ruhland
Norwegen Japan Australien Westeuro-
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns München Frankreichs Englands Hollands Spanien Indien Englands Hollands Frankreich Frankreich Frankreich Reichsstädte_Ulm Memmingen
89 Deutschlands Seeschiffahrt.___'__§ 45a
(Pho.ogr. der Hamburg-A.mcrikal>nie.)
Abb. § 45a. Ein Lagerschuppen der Hamburg-Amerika-Linie.
industrie (Ausfuhr 80 Mill. Mk.) und seinem Buchdruckergewerbe (Deutschland das Land der
Bildung).
4. Seeschiffahrt.
Deutschlands Seehandelsflotte steht mit ihren 2710 Schiffen in der Welt an zweiter §45a
Stelle; die englische ist 4^/2 mal so groß, die französische 21/2 mal so Kein1. (Die größten
Handelsflotten der Erde s. § 52!). Im Jahrzehnt 1895/1905 stieg die Flotte der Welt
um 70%, die englische um 47%, die deutsche aber um 284%.
Die Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd in Bremen
sind die größten Tchiffahrtsgesellschasten der Welt (s. § 51!). Die Doppelschrauben-Schnell-
dampfer Kaiser Wilhelm Ii., Kaiser Wilhelm der Große, Kronprinz Wilhelm, Krön-
Prinzessin Cecilie (N. L.) und Deutschland (H.-A.-Linie) erwarben sich den Ehrentitel
„Deutsche Ozeanflieger"; sie legen die Fahrt nach Amerika in 53/2—6 Tagen zurück (23^ See-
meilen— etwa 40 km in der Stunde, das ist von hier bis?). Die drei größten Schiffe der
Welt waren bis vor kurzem „Amerika", „Kaiserin Augusta" (H.-A.-Linie) und „George
Washington" (N. L.), jedes rund 225 in lang. Jedes dieser Schiffe ist so lang wie ein Eisenbahn-
zug von 30 Wagen; sie überragen aufgerichtet den Kölner Dom noch um die Höhe einer kleinen
Kirche von 50 m Höhe und könnten, wenn es Frachtdampfer wären, so viel Waren laden wie
2000 Eisenbahnwagen! 1907 baute eine englische Gesellschaft zwei noch größere und schnellere
Schiffe (Lnsitania und Mauretania), 244 m lang. Augenblicklich baut sowohl die Hamburg-Amerika-
Linie wie auch eine englische Gesellschaft ein Schiff von 50 Taus. Reg.-Tonnen (Washington
mißt 27 Taus., die Mauretania 32 Taus. t. 1 Register-Tonne = 2,8 cbm).
1 Reihenfolge: England, Deutschland, Vereinigte Staaten, Norwegen, Frankreich,
Japan, Italien, Rußland, Niederlande, Schweden, Spanien, Osterreich-Ungarn, Dänemark.
Auf den Kopf der Bevölkerung berechnet ist die Reihenfolge aber diese: 1. Norwegen, 2. Eng-
land, 3. Dänemark, 4. Schweden, 5. Niederlande, 6. Spanien, 7. Deutschland, 8. Frankreich usw.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Kronprinz_Wilhelm Wilhelm Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschlands Hamburg Norddeutsche_Lloyd Bremen Deutschland Amerika Washington Lnsitania Washington Mauretania England Deutschland Norwegen Frankreich Japan Italien Niederlande Schweden Spanien Osterreich-Ungarn Dänemark Norwegen Schweden Spanien Deutschland Frankreich
Abb. § 52. Die größten Handelsflotten der Erde.
den 2. Platz streiten Deutschland und die Vereinigten Staaten; beide
Handelsflotten haben aber nur je 1/i des Tonnengehalts der englischen Handels-
schiffe. Die Vereinigten Staaten haben Deutschland um ein Geringes über-
holt (2 720 000 Register-Tonnen gegen 2 710 000). Diese Überlegenheit kommt
aber nnr dadurch zustande, daß die Amerikaner ihre Schiffe auf den 5 großen
Kanadischen Seen mitrechnen. Warum ist das nicht ganz richtig? An Dampf-
schiffen, besonders an großen Ozeanfahrern, hat Deutschland weit mehr als die
Vereinigten Staaten.
Noch besser als der Vergleich der Handelsflotten nach dem Tonnengehalt
ist der Vergleich nach der Leistungsfähigkeit (s. die beiden letzten Spalten
der Übersicht! — Bei der Berechnung der Leistungsfähigkeit wird der Tonnen-
gehalt der Dampfer 3 mal genommen, der der Segler aber nur Imal; warum
wohl?). Dann ergibt sich: England besitzt fast die Hälfte (48 v. H.) der gesamten
Leistungsfähigkeit aller Handelsflotten Deutschland nimmt mit 11 v. H. (= Vo)
unbestritten den zweiten Platz ein, während die Bereinigten Staaten mit fast 8 v. H.
(= Vis) an dritter Stelle stehen. — „1870 war die Handelsdampferflotte
Deutschlands nur halb so groß wie die französische; jetzt ist sie 3 mal so groß. Die
englische Dampferflotte war 1870 16 mal so groß wie die deutsche; heute ist sie
nur noch 5 mal so groß." Die französische Flotte ist vom 2. auf den 5. Platz zurück-
gedrängt worden; wahrscheinlich wird die schnell aufblühende japanische Flotte
ihr auch diesen bald streitig machen.
1 Dabei ist im Auge zu behalten: In England vollzieht sich die gesamte Ein- und Aus-
fuhr nur durch Schiffe (Deutschland 70o/o)- Außerdem: Die englischen Schiffe vermitteln
auch einen erheblichen Teil des Binnenhandels, z. B. zwischen London und Liverpool.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland England Deutschland Deutschlands England Deutschland London Liverpool
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
— 31 —
nach England, dann rings um England, dann um Spanien herum ins Mittelmeer bis Konstantinopel, zuletzt nach Hmerika und ins nördliche (Eismeer; erst einige Tage, dann eine, zwei, drei Wochen, schließlich monatelang unterwegs; nicht zu entdecken, plötzlich kracht unter einem großen stolzen Schiff ein Torpedo, es neigt sich zur Seite und sinkt.
als man sah, was Deutschland in den U-Booten und den stahlharten Leuten darin hatte, erklärte der deutsche admiralstab die See um England herum zum Kriegsgebiet; jedes feindliche Kriegs* oder Handelsschiff, jedes neutrale Schiff mit Bannware, b. H. mit Kriegsmitteln für den Zeinb, wurde mit Vernichtung bedroht. was England uns antun will, die absperrung von aller Zufuhr, das sollte England an sich selbst erfahren. Und in der Tat: Schiff um Schiff rings um England sank in die Tiefe. Der kühne plan hätte schon damals gelingen können; da fielen die vereinigten Staaten von Nordamerika bendeutschenin den Rächerarm. als gar durch Torpedoschutz eines Unterseebootes der englische Niesendampfer Lusitania versenkt wurde, der als Hilfskreuzer mit Geschütz bewaffnet, mit amerikanischer Munition für England vollgepfropft und trotzdem und trotz deutscher Warnungen frevelhaft mit Passagieren besetzt war, da erhob sich hüben und drüben ein heuchlerisches Geschrei. Daß die amerikaner unsern Zeinden Munition liefern, das sollte Recht sein; daß die Deutschen ein solches Schiff vernichten, eine greuliche Untat, amerikaner sollten unbehelligt überall hinfahren dürfen, auch ins Kriegsgebiet; ein Schiff mit ein paar amerikanern darauf sei unverletzlich, ober die amerikaner müßten erst in Sicherheit gebracht werben, als zwei weitere Passagierbampfer versenkt worben und amerikaner mitertrunken waren, war es nahe baran, daß sich schon bamals die Vereinigten Staaten offen zu Deutschlands feinden gesellten. Die deutsche Regierung gab nach: sie erklärte, einstweilen Handelsschiffe nicht ohne Warnung und Rettung der Menschen versenken zu wollen, es sei denn, daß sie fliehen ober Xdiberstanb leisten. Mit dieser Beschränkung, aber bennoch mit wachsenbem (Erfolge ging der Unterseebootkrieg als Kreuzerkrieg gegen feinbliche hanbelsschiffe weiter. Seit Kriegsbeginn bis (Ende Dezember 1916 l’inb von den deutschen Kreuzern und Unterseebooten feinbliche hanbelsfahrzeuge und neutrale mit Bannwaren, zusammen mit etwa 4v2 Millionen Tonnen Laberaum (Tonne = 1000 kg) uer*
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Extrahierte Ortsnamen: England England Spanien Konstantinopel Hmerika Deutschland England England England England Nordamerika Lusitania England Deutschlands
80
Erste Periode der Neuzeit.
Rüstungen Kunde erhielt, ließ sie eine beispiellose Thätigkeit auf ihren Werften und in den Arsenalen entfalten. Jeder Unterthan trug sein Scherflein auf den Altar des Vaterlandes, um die spanische Tyrannei und die Ketzergerichte von ihm abzuwenden. Endlich erschien die Armada; die Engländer waren gerüstet. Ein Heer von 80 000 Mann und eine Flotte von 200 trefflichen Schiffen harrte der Spanier. Gleich vom Tage der Abfahrt an hatte die Armada mit Mißgeschick zu kämpfen gehabt. Nachdem sie bei heftigem Sturme den Hafen von Corunna hatte aufsuchen müssen, harrte sie im Kanal auf die Flotte des niederländischen Statthalters Alexander von Parma; allein die Holländer hinderten dieselbe an der Abfahrt. In dieser Lage griff der englische Admiral Howard mit seinen leichtbeweglichen Schiffen die unbehilflichen Kolosse der Armada an, trieb sie in den Hafen von Calais und richtete durch Brander gewaltigen Schaden an. In fünf Gefechten blieben die Engländer Sieger. Medina Sidonia befand sich in einer höchst mißlichen Lage und getraute sich nicht, durch den Kanal den Rückweg anzutreten. Deshalb segelte er um Schottland herum. Ein furchtbarer Sturm zerstreute 1588 die Flotte, versenkte viele Schiffe, schleuderte sie auf Felfen und Untiefen und ließ nur armselige Überreste der stolzen Armada zur spanischen Küste zurückgelangen. Als der Herzog Medina Sidonia zitternd vor Philipp niederfiel, sagte der finstere Gebieter wider Erwarten: „Stehen Sie aus; ich habe Sie zum Kampfe gegen Menfchen, nicht gegen Sturm und Klippen ausgeschickt!" Der Krieg dauerte noch einige Jahre fort und war Spaniens Handel, feinen Kolonien in Amerika und seiner Flotte sehr nachteilig. Seit jener Zeit ist Englan d durch Elisabeths Energie als Seemacht an Spaniens Stelle getreten und in fernen Weltteilen der mächtigste Staat Europas geworden. Schon 1583 hatte sich die erste Handelsgesellschaft nach der Levante gebildet, und 1600 empfing die oft indische Handelsk ompagnie ihr erstes Privilegium, welches sie erst 1858 der Krone zurückgegeben hat.
Englands Aufblühen. Unter Elisabeths langjähriger Regierung nahmen neben dem nationalen Gefühl auch Kunst und Wissenschaft einen höheren Aufschwung, wie uns die unsterblichen Werke zweier der größten Männer jener Zeit beweisen, des Franz Bacon und William Shakespeare. Franz Bacon von Verulam, der Sohn von Elisabeths Großkanzler und der Königin Liebling, ward selbst zu den höchsten Ehrenstellen erhoben und zeichnete sich durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Natur und der Phi-
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Extrahierte Personennamen: Corunna Alexander_von_Parma Alexander Philipp Philipp Franz_Bacon Franz William_Shakespeare Franz_Bacon_von_Verulam Franz Elisabeths_Großkanzler
Extrahierte Ortsnamen: Medina_Sidonia Rückweg Schottland Spaniens Amerika Spaniens Europas Englands
Wattignies, Fleurus. Batavische Republik 1794. 49
den Österreichern flüchten und ging nach England. In dieser Zeit, wo die französische Armee geschlagen und ohne Führer war, hätte Coburg, welchen Engländer und Holländer unter dem Herzog Jork verstärkten, rasch vorrücken und Paris überraschen können; aber man zauderte wieder und ließ den Franzosen Zeit, ihre rohen Massen zu sammeln und in den Waffen zu üben. Bald drangen die französischen Generale Honchard und Jonrdan mit ihren wilden Volkshausen vor; Houchard besiegte die Engländer bei Hondscoten (8. September), Jonrdan die Österreicher bei Wattignies (16. Oktober 1793) und am 26. Juni 1794 bei Fleurus, nachdem er die österreichische Stellung vermittelst eines Luftballons ausgespäht hatte. Die Österreicher wurden hierauf bis über den Rhein zurückgetrieben und von Jonrdan bis zum Main verfolgt. Eine Niederlage bei Höchst nötigte ihn, über den Rhein zurückzugehen.
Im Spätherbst 1794 drang der französische General Pichegru von Belgien aus in Holland ein, unterstützt von der antioranischen Partei, und eroberte, als im Dezember plötzlich alle Flüsse und Kanäle fest zufroren, über das Eis vorschreitend, das ganze Land. Der Statthalter, Wilhelm V. (von Oranien), flüchtete nach England, und die Franzofen verwandelten Holland nach französischem Muster in eine batavische Republik. Die Holländer wurden von den Franzosen gründlich ausgeplündert. Sie mußten 100 Millionen zahlen und wurden dennoch mit schweren Steuern gedrückt. Auch mußten sie viele kostbare Kunstwerke und ihre berühmte Naturaliensammlung sich fortführen lassen. Ein weiterer großer Verlust, welchen Holland durch den Anschluß an Frankreich erlitt, war der, daß die Engländer die holländische Flotte vernichteten und alle holländischen Kolonien wegnahmen, mit Ausnahme von Java.
Ant Mittel- und Oberrhein war unterdes von den Preußen und Österreichern mit wechselndem Glücke gefochten worden; im ganzen aber wurde nichts erreicht, da zwischen Preußen und Österreichern Mißtrauen und Zwiespalt herrschten und Preußen einen Teil seiner Truppen noch Polen ge-
Stoll, Erzählungen. V. 4
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3. Die deutschen Nachbarn. 9
und Kultur wenig gesegneten jüdische Halbinsel. Der Schwer-
punkt des dänischen Königreichs liegt auf den Inseln, insbesondere
auf Seeland; und so erscheint uns Dänemark mehr als ein Über-
seenachbar. Auch die Länder, die an die deutschen Meere
grenzen, sind unsere Nachbarn, haben doch ihre Schiffe und
Landungstruppen uns oft mehr Unbequemlichkeiten und Unheil
gebracht als mancher unserer Landnachbarn. Von dem großen
Einfluß Deutschlands auf die Mächte des Ostseegebiets gibt die
deutsche Einfuhr nach jenen Ländern ein beredtes Zeugnis, die
in jedem der nordischen Länder, sei es Schweden oder Finnland,
Dänemark oder das von Nordsee und Atlantischem Ozean be-
spülte Norwegen, an erster Stelle steht.
Im Nordseegebiet ist der mächtigste Überseenachbar England.
Daß sich zwischen dem britischen Reiche, das den Mündungen
der verkehrsreichsten Ströme und den kulturell und industriell
höchst entwickelten Gebieten Mitteleuropas gegenüberliegt, und
dem Deutschen Reiche beizeiten ein reger Völker- und Waren-
verkehr entwickeln und ausgestalten mußte, kann nicht Wunder
nehmen. Angeln und Sachsen zogen nach England hinüber
und bildeten das Grundelement des spätem Vritentums. Hanseatische
Kaufleute beherrschten jahrhundertelang den englischen Handel,
bis endlich England diesen aufgesaugt und nach jahrhundertlangem
Ringen mit Spanien, Frankreich und Holland am Anfang des
vergangenen Jahrhunderts als der alleinige Beherrscher des
Ozeans hervorging. Die Hegemonie zur See wußte England
fast ein volles Jahrhundert kräftig auszunützen, und zwar ohne
Rücksicht auf seine kontinentalen Nachbarn. Schwer hat es sich
daran gewöhnt, daß nach 1870 am Horizont der Nordsee ein
anderer mächtiger und konkurrenzgewachsener Nachbar immer
höher emporstieg; und daß diese neue Macht sich eine tüchtige,
kampfbereite Flotte baut, um auch zur See wider alle Fährlichkeiten
und Vergewaltigungen gerüstet zu sein, will sich den englischen
Denken noch heute nicht recht anbequemen. Dabei darf England
aber nicht übersehen, daß es nicht nur der beste Kunde Deutsch-
lands ist, denn der Wert der Waren, die jährlich von Deutschland
nach Großbritannien fluten, hat bereits eine Millarde überschritten,
sondern umgekehrt Deutschland auch der beste Käufer britischer
Waren ist, jährlich für drei Viertel Milliarden Mark, also
ein besserer selbst als Indien, da der größte Teil der britischen
für die Niederlande bestimmten Ausfuhr ebenfalls nach Deutsch-
land geht. Ein Abbruch dieser Beziehungen würde beide Teile
wirtschaftlich aufs schwerste schädigen.
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Extrahierte Ortsnamen: Seeland Deutschlands Finnland Nordsee Norwegen England Sachsen England England Spanien Frankreich Holland England Nordsee England Deutschland Deutschland Indien Niederlande
140
Lebensbilder aus der Weltgeschichte.
Des Flammenstoes Geleucht facht an!
Der Herr hat Groes An uns getan.
Ehre sei Gott in der Hhe!"
Viele hofften zugleich, das Ende des Krieges bald kommen zu sehen. War doch der Herrscher des fremden Landes in den Hnden der Deutschen! Aber diese Hoffnung sollte tuschen. Denn die Franzosen zeigten, wie wenig sie ihren Kaiser achteten. Sie schrien, da er sie verraten habe, setzten ihn sofort ab und erklrten Frankreich als Republik. Die Kaiserin E u g e n i e flchtete mit groer Mhe mit ihrem jungen Sohne nach Eng-land. Der Krieg ging weiter, obwohl die beiden Feldarmeen der Franzosen geschlagen waren.
Der Festungskrieg. In dem zweiten Teil des groen Krieges, der bis Mitte Februar 1871 dauerte, handelte es sich um zweierlei, einmal die greren Festungen Frankreichs, besonders Paris, zur bergabe zu zwingen, sodann die neu geschaffenen Heere der Franzosen, welche diese Festungen zu befreien suchten, zu besiegen. Es war dies eine schwere Aufgabe. Denn ein strenger Winter trat ein, immer neue Truppen muten aus Deutschland herbeigezogen werden; einige Festungen, wie Metz, Straburg, Belfort und vor allem das gewaltige, Paris leisteten verzweifelten Widerstand; endlich wurden gewaltige Anstrengungen vom Feinde gemacht, um die Siegeslaufbahn der Deutschen aufzuhalten. Paris, stark befestigt, mit 16 Forts umgeben und reichlich mit Lebensmitteln versehen, mute von 200 000 Mann umzingelt werden. Schwierig war es, aus Deutschland die groen Kanonen zur Beschieung der Stadt herbeizuschaffen, da die franz-fischen Eisenbahnen von den eigenen Landsleuten vielfach zerstrt waren. Damals grollte mancher Deutsche zu Hanse, da die Belagerung so lange dauerte. Es hie:
Lieber Moltke, gehst so stumm Immer um das Ding herum.
Lieber Moltke, sei nicht dumm,
Mach' doch endlich bum, bum, bum!"
Erst Anfang Januar konnte das Bombardement beginnen, und nach-dem die Belagerten noch einige vergebliche Ausflle gemacht hatten und blutig zurckgeschlagen waren, erfolgte am 28. Januar die bergabe der Festung Paris, die bis dahin noch keinem Feinde die Tore geffnet
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Paris Deutschland Straburg Belfort Paris Paris Deutschland Paris
- 202 -
Lande keine frstliche Tafel halten knne, dagegen aber ein Rittmeister oder Hauptmann aus einem Quartier so viel zu genieen htte, da er sich mehr denn frstlich traktieren knne, ohne was er zuzeiten an groen Summen wegschicke. Auch, wie in tyrannischer und barbarischer Weise wider die armen Leute mit Prgeln, Brennen und Plndern vorgegangen werde, und wie endlich durch Ent-ziehung notdrftiger Lebensmittel die bekmmerten Leute mit unnatrlicher Speise, als mit Trebern, Knospen von den Bumen und Gras, sich zu sttigen gezwungen werden.
123.
Beschlu der deutschen Expedition in der schwedischen Reichsrats-sihnng vom 3. November 1639.
Quelle: Ratschlag" des Reichsrats vom 3. Nov. 1629.
bersetzung: G. Droysen), Gustav Adolf. Leipzig 1870. Bd. 2. 6. 3436.
1. Man wei, da der Kaiser einen unauslschlichen Ha gegen Schweden trgt; nicht allein in dem Fundamentalvorsatz aller Papisten, alle Evangelischen auszurotten, sondern auch in dem alten brennenden Verlangen des Hauses Oster-reich nach der Universalmonarchie 2). Drei Mchte allein erkennt es in der Lage, das zu verhindern: Frankreich, Holland, Schweden. Die Niederlande hat es so--lange vergebens angegriffen; nun sucht es mit ihnen und den anderen Nachbarn Frieden zu machen und denkt nur an den Krieg mit Schweden, wie alle seine Vornehmen in der letzten Zeit beweisen. Ja, es besteht bereits tatschlich Krieg mit ihm zu Wasser und zu Land. Zwar bemhen sich Dnemark und Branden-brg fr Verhandlungen und Vergleich mit dem Kaiser, will man aber mit Ehre und Reputation zu einem solchen Vergleich kommen, so ist es wie die bei den bisherigen Verhandlungen mit den andern Nachbaren gemachten Erfahrungen lehren besser, man begegnet dem Kaiser mit einer Armee an seinen eigenen Grenzen und verhandelt mit ihm unter dem Helm", als da man ihn hier in Schweden erwartet.
2. Es gibt keinen besseren Schutz fr die Ostsee und folglich keine andere Sicherheit fr Schweden als die Offensive. Denn erstlich kann man von Stralsund aus, das wie mit zwei Armen einen groen Teil der Ostsee umfat, wenn man dort nur ankommt und eine Flotte hlt, die See auf beiden Seiten lngs der ganzen deutschen Kste rein halten. Kann man sodann auch Wismar berwltigen und dazu ist keine geringe Hoffnung vorhanden so ist die ganze Ostsee eingenommen, denn es ist alsdann kein bedeutender Hafen mehr brig. Kommt man drittens dabei in den Besitz von Rgen, und vermag man zu Land etwas vorzurcken, so wrde das eine Versicherung mehr sein sowohl fr den polnischen Stillstand wie auch fr den Zoll bei Danzig und Pillau.
3. Man wird durch die Offensive dem Feind die Mittel fr seine Heere nehmen.
x) Droysen schreibt dazu: Die Grnde fr den Offensivkrieg finden sich bersichtlich in dem .Ratschlag' des Reichsrats. Ich kann es mir nicht versagen, sie in aller Aus-fhrlichkeit mitzuteilen, da aus nichts besser als aus ihnen der Charakter des .kniglich schwedischen in Deutschland gefhrten Krieges' erhellt; erhellt, wie er durchaus nicht ein Religionskrieg war."
a) Der Ausdruck im Reichsratsbeschlu ist: universal Imperium i verlden."
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Schweden Frankreich Holland Schweden Niederlande Schweden Schweden Ostsee Wismar Danzig Pillau Deutschland Reichsratsbeschlu